Nomen est omen. Weshalb den beiden Aposteln Petrus und Paulus 1949 die Ehre zuteilwurde, Patrone der neu errichteten Pfarrkirche von Stüsslingen zu sein, ist meines Wissens nicht bekannt. Möglicherweise ist die grosse Namensschwester in Aarau Patin gestanden, oder sie waren die Lieblingsheiligen des damaligen Pfarrers oder sonst ‘en vogue’.

Passend zum Brückenturm der Pfarrkirche, sind die beiden Namen Programm: Zwei unterschiedliche Christenmenschen - der eher traditionelle Petrus und der fortschrittliche Paulus - stehen für unterschiedliche Gläubige, die aufeinander zugehen, sich achten, anerkennen und wertschätzen, sich ergänzen und Gemeinschaft leben. Die beiden Kirchenpatrone werden in einem Atemzug genannt. Sie sind ein Modell, das Zeichen einer Kirche, die für Diversität, eine Vielseitigkeit offen ist und allen Menschen spirituell Raum anbietet.

Seit 75 Jahren beherbergt die Pfarrkirche Menschen jeden Alters und zunehmend auch von verschiedenen Glaubensrichtungen. Das ist gut so, denken wir beispielsweise an die positive Entwicklung in der Ökumene. Zeit und Bedürfnisse der Menschen verändern sich. Ist dieser schöne Kirchenraum für kommende Generationen im Dorf und darüber hinaus auch für eine erweiterte Nutzung denkbar? 

Dankbar für das Vergangene und offen für Künftiges, wünsche ich Ihnen allen ganz im Sinn der beiden Kirchenpatrone Petrus und Paulus ein frohes und vielfältiges Kirchen- und Dorffest!

ANDREA-MARIA INAUEN
GEMEINDELEITERIN

Es ist mir eine grosse Ehre und Freude, im Rahmen des Dorffestes, das 75-jährige Bestehen unserer Pfarrkirche Peter & Paul zu feiern. Dieses Jubiläum erfüllt uns mit Stolz und Dankbarkeit für all die Jahre, in denen dieses wundervolle Gotteshaus ein Zentrum des Glaubens und der Gemeinschaft in unserer Dorfgemeinschaft war. 

Die Grundsteinlegung für unsere Kirche fand am 10. Juli 1948 statt, und nur ein Jahr später, am 3. Juli 1949, wurde sie eingeweiht. Ein Meisterwerk des Architekten Hermann Baur aus Basel, das durch seine freie Turmstellung über den Bach eine ganz besondere architektonische Raffinesse besitzt. Die Entstehungsgeschichte dieser Kirche war von Herausforderungen geprägt, und es bedurfte zehn Jahre, bis die ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung vom 7. Dezember 1947 das Projekt genehmigte und der Neubau realisiert werden konnte. Meinungsverschiedenheiten zu der Platzfrage und die Schatten des Zweiten Weltkriegs verzögerten den Bauprozess, doch letztendlich siegte die Einigkeit und der Glaube.

Am 25. Juni 1961 fand die Weihung der neuen Glocken statt. In den Jahren 1991/1992 wurde die Kirche renoviert, um ihre Schönheit und ihre Funktion zu bewahren. Das erste Dorffest in Stüsslingen 1990 wurde im Zeichen dieser Renovation durchgeführt und der ganze Reingewinn dafür verwendet. Alle Vereine arbeiteten damals gratis. 

Heute stehen wir jedoch vor neuen Herausforderungen. Die angespannte finanzielle Situation aufgrund vieler Kirchenaustritte erfordert von uns eine ehrliche Auseinandersetzung über die Nutzung der Kirche als Gotteshaus. Trotz dieser Herausforderungen bin ich zuversichtlich, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden, um die Zukunft unserer Kirche zu sichern. Sei es als Ort der Begegnung, des Glaubens oder anderer erweiterter Nutzungen für die kommenden Generationen.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes und gesegnetes Dorffest. 

CHRISTOPH SOLAND
KIRCHGEMEINDEPRÄSIDENT